Schreiben aus der Seele

Als Arzt hat Österreichs führender Onkologe Christoph Zielinski viele Menschen vor dem Krebstod gerettet; als kritischer Denker liegen seit Kindheitstagen Schatten auf seiner Seele, die er in seinem Debütroman „Laurenzerberg“ nun lichtet.

„Als Nachfahre von Menschen, die nach dem Zweiten Weltkrieg aus einem diktatorischen Regime in ein für sie fremdes Land emigriert oder geflohen sind, war es mir ein Anliegen, mich in einem Roman mit ihrem Schicksal auseinanderzusetzen.“

Die Türen zur Ärztlichen Direktion in der Wiener Privatklinik stehen offen, eine einladende Handbewegung heißt uns willkommen im schnörkellosen Büro. Univ.-Prof. Dr. Christoph Zielinski, nicht im weißen Mantel, sondern in Leinenanzug und Poloshirt, lächelt, vor ihm sein erster Roman, mit einigen Lesezeichen versehen. Lesezeichen, die auch als Zäsuren im Leben einer Familie verstanden werden können: Man schreibt das Jahr 1957. Der Schriftsteller Adam Zielinski und seine Ehefrau Sophie nützen eine kurze historische Chance nach Stalins Tod, um dem kommunistischen Regime zu entkommen. Mit ihnen ist ihr Sohn Christoph, er wurde 1952 nahe Krakau geboren. Es ging nach Wien, denn dort gab es für Adam Zielinski in der Industrie bessere berufliche Perspektiven, Sophie Zielinski sollte später als Slawistin an der Universität Wien tätig sein. Sohn Christoph absolvierte in Wien somit Schule und Medizinstudium.


Matura in Chemie

„Mit 16 war der Gedanke, Arzt zu werden, zwar eine interessante Vorstellung, ein Faszinosum, bei mir aber weniger aus humanistischen Beweggründen als aus naturwissenschaftlichen. Ich habe in Chemie maturiert, kurz nachdem die DNA gerade entschlüsselt und noch kaum in den Schulen unterrichtet wurde – es war alles unglaublich interessant.“ So lag es auf der Hand, Medizin zu studieren und später vielen Menschen zu helfen. Doch auch das Schreiben blieb im Kopf des jungen Christoph, vielmehr war es ein Schreiben aus der Seele, das er während seiner Studentenzeit kultivierte. „Kurzgeschichten für die renommierte ‚Presse‘ zu schreiben hat das studentische Einkommen ein bisschen aufgefettet“, erinnert sich Zielinski an seine Anfänge. Das Studium ging letztlich vor, er schloss es 1976 ab und damit war auch die Kurzgeschichte-Ära zu Ende.

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BUCHTIPP

 
 

Christoph Zielinski:

Laurenzerberg

Der Roman erzählt eindringlich die Geschichte von Emigranten, die nach dem Zweiten Weltkrieg aus dem kommunistischen Polen fliehen und in Wien in eine für sie fremde, feindselige Welt gelangen. Am Beispiel von Wacek und seiner Frau Ophelia, genannt Fela, wird der innere Konflikt zwischen der Sehnsucht nach der alten Heimat und der Hoffnung auf ein besseres Leben in der neuen Welt spürbar.

ISBN: 978-3-800078905


Text: Doris Simhofer⎪Foto: suzy stoeckl

 

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